Den Bedürftigen helfen

Zupackende Art aus christlicher Überzeugung – egal ob im Borussiapark beim Sanitätseinsatz, bei der Maltesermesse mit Propst Dr. Thomas Eicker oder beim Lions-Sandkasten mit Irmgard Heise und Frank Lange. Prägende Köpfe bei den Kempener Maltesern (v.l.): der erste Stadtbeauftragte Dieter Sandmann; sein Nachfolger Rudolf Weiand bei der Ehrung von Frank Lange und dem langjährigen Geschäftsführer Peter Fischer; der dritte Stadtbeauftragte Kurt Heinz; der heutige Stadtbeauftragte Frank Lange; die gute Seele Irmgard Heise, amtierende ehrenamtliche Geschäftsführerin.

Im Jahr 1971 haben junge Männer in Kempen den Malteser Hilfsdienst gegründet. Gemäß dem sozialen Auftrag als katholische Hilfsorganisation, die sich für Bedürftige einsetzt, ließen sie sich als Sanitäter ausbilden. „Bis heute ist der Gemeinschaftsgedanke prägend für unsere Organisation“, sagt Frank Lange, der heutige Stadtbeauftragte. Das Kempener Malteser-Team ist stolz, nunmehr das 50-jährige Bestehen feiern zu können. „Dies tun wir mit Blick auf die Pandemie natürlich angemessen zurückhaltend“, betont der 63-Jährige.

Es entspricht ohnehin mehr dem Naturell der Malteser, die Ärmel aufzukrempeln und zu helfen statt zu feiern und sich zurückzulehnen. Ein Beispiel ist aktuell die spontane Umsetzung, im Malteserhaus an der Verbindungsstraße 27 ein Corona-Testzentrum einzurichten, als die Ansteckungsgefahr am größten war. In der harten Zeit der Lockdowns haben die Malteser die vom Kreisgesundheitsamt veranlassten Screening-Verfahren bei Testungen in Altenheimen, Krankenhäusern und weiteren Einrichtungen unterstützt. Ein weiteres Beispiel ist die spontane Bereitschaft der Malteser, den Ordnungsdienst beim Lions-Sandkasten für daheimgebliebene Mädchen und Jungen während der Sommerferien zu stellen. Ohne diese helfenden Hände auf ehrenamtlicher Basis wäre eine solche Initiative förmlich im Sande verlaufen.

Der Malteser Hilfsdienst in Kempen steht heute auf den ehrenamtlichen Säulen Sanitätswesen, Ausbildung, Hospizdienst, Kleiderkammer sowie Schulsanitätsdienst. „Aber auch Menü-Service, Hausnotruf, Fahrdienst für Behinderte und Senioren sowie die Gesundheitsstation für Flüchtlinge in der Stadt Viersen sind wichtige Standbeine unseres Vereins“, betont der Stadtbeauftragte, der zwei Jahre nach dem Gründungsjahr zu den Maltesern stieß.

In den Anfängen wurden die Malteser durch die Übernahme von Sanitätsdiensten bei öffentlichen Veranstaltungen in Kempen und Umgebung schnell bekannt. Als Ausbilder u.a. in Erster Hilfe und zu Schwesternhelferinnen bewiesen die Malteser ihr pädagogisches Talent. Durch die zahlreichen Aufgaben in der sozialen Fürsorge entwickelte sich mehr und mehr der Ruf: Die Malteser helfen schnell, unbürokratisch und nachhaltig. Mittlerweile sind es neben einem Dutzend Hauptamtlern in der Kempener Zentrale an der Verbindungsstraße knapp 50 Ehrenamtler, die sich meist in blauer Malteserkluft segensreich für die Schwächeren in unserer Gesellschaft einsetzen: alte, kranke, gehandicapte oder unfreiwillig in Not geratene Menschen. Dahinter stehen rund 200 Mitglieder, die den Kempener Verein tragen.

Ihren Stempel aufgedrückt haben der Kempener Malteserarbeit die Stadtbeauftragten. vor Frank Lange, der seit 2015 an der Spitze steht, waren dies in chronologischer Reihenfolge Dieter Sandmann, ab 1984 Rudolf Weiand und ab 2002 Kurt Heinz. Der 2013 verstorbene Sandmann, der als Initiator der Kempener Malteserbewegung gilt, brachte seine Erfahrung aus Essen mit, wo er zuvor caritativ tätig war. Gründungsmitglieder waren neben ihm noch der damalige Propst Johannes Hüskes, Hermann Heussen, Franz Palm und Hans Voetz. Die ersten Malteserhelfer, die sich aus den Reihen der Messdiener rekrutierten, waren Franz Bremus, Friedel Evers, Jochen Herbst, Wolfgang Herbst, Heinz-Josef Nilkens, Hans-Gerd Schwiertz und Norbert Stenmans. Jochen Herbst ist heute noch in Amt und Würden bei den Maltesern, und zwar als Kassenprüfer, Berater und Freund.

Ebenso prägnant wie die Persönlichkeiten sind die Malteserhäuser, die der Verband der Wohlfahrtspflege in Kempen mit Leben füllte. Die Anfänge liegen im Haus Kirchstraße 1.  Weitere Stationen waren Kirchplatz 14 und An St. Marien 16. 1979 ging es in das Haus am Donkring 33. Seit 1988 fühlen sich die Malteser an der Verbindungsstraße 27 wohl, es ist die erste eigene Immobilie der Organisation.

Meilensteine waren in den Anfangsjahren die Anschaffung des ersten eigenen Fahrzeugs 1972, der Startschuss für die Auslieferung des fahrbaren Mittagstischs anno 1976 und der erste Einsatz von Zivildienstleistenden ab 1977. Im breitgefächerten Aufgabenkanon sticht besonders der Hospizdienst heraus, der im Verbund mit Grefrath seit 2016 auch in Kempen eine Malteser-Anlaufstelle gefunden hat.

Um auch das nächste halbe Jahrhundert die Herausforderungen zu meistern, haben die Kempener Malteser kürzlich ihre Führungsstrukturen überarbeitet. Zwei Vorstandspositionen sind neu besetzt worden. Die unermüdliche Irmgard Heise ist jetzt ehrenamtliche Geschäftsführerin, Michael Schöneweiß stellvertretender Stadtbeauftragter. „Wir sind nun für die nächsten Jahre an der Spitze stabil aufgestellt“, sagte Frank Lange bei der Urkunden-Überreichung. „Sie alle machen einen prima Job hier in Kempen“, so der Kreisgeschäftsführer Stephan Simon.

„Wir möchten das Jubiläum aber nutzen, allen ein herzliches Dankeschön zu sagen, die unsere Organisation tragen und sich in unser Malteserleben integrieren“, sagt Frank Lange, dem als Stadtbeauftragter die Themen Jugendarbeit und Ausbildung besondere Anliegen sind. Aber auch das gute Miteinander mit den fördernden Mitgliedern, den katholischen Kirchengemeinden sowie der Stadt Kempen war immer ein Pfund, auf das die Malteser setzen konnten. In seinem Dank vergisst Frank Lange auch nicht die Familien der Helferinnen und Helfer: „Sie müssen einige Zeit im Jahr auf ihre Lieben verzichten, die für unsere soziale Arbeit ihre Freizeit opfern.“

Da macht es Sinn, neben einem zufriedenen Rückblick auch ein wenig in die Zukunft zu schauen. Neben den etablierten Diensten denken die Kempener Malteser darüber nach, aus der Corona-Erfahrung so etwas wie einen mobilen Einkaufsdienst einzurichten. Das sieht so aus: Ein Malteser holt einen Senior oder Schwachen oder Bedürftigen ab, geht mit ihm einkaufen und sortiert die Einkäufe im jeweiligen Zuhause ein.