Gemeinsam einkaufen und ins Gespräch kommen 

„Viele ältere Menschen leben eigenständig und sind doch nicht mehr mobil“, sagt Frank Lange, Stadtbeauftragter der Malteser in Kempen. Hier setzt seit einem Jahr der „Mobile Einkaufswagen“ an: Ehrenamtliche Helferinnen und Helfer unterstützen SeniorInnen beim Einkauf und fördern gleichzeitig das soziale Miteinander. Ein Malteser-Bus holt die Personen zuhause ab und die SeniorInnen werden beim Einkauf begleitet. Wir waren mit auf einer Einkaufstour und haben die Malteser-Projektreferentin „Miteinander-Füreinander: Kontakt und Gemeinschaft im Alter“, Kerstin Sommer, befragt. 

Mit Anita Bührke und Ralf Heinrichs starten wir am Dienstag um 14 Uhr bei den Maltesern mit einem Kleinbus. Die beiden Ehrenamtlichen haben sich im Frühjahr 2023 für diesen Malteser-Service auf eine Zeitungsanzeige bzw. über die Freiwilligen Agentur in Kempen gemeldet. „Diese Einkaufstouren sind sehr lustig und enden mit einem geselligen Beisammensein; Kaffee, Kuchen und viel gute Laune inklusive“, schmunzelt die St. Huberterin. Der ehemalige Sozialarbeiter Ralf Heinrichs kommt für diese ehrenamtliche Tätigkeit extra aus Krefeld. „Für mich ist das eine wunderbare Aufgabe und ich erfahre sehr viel Dankbarkeit“, so der 66-Jährige.  

„Die Fahrten sollen ein Stück die Selbständigkeit erhalten, soziale Kontakte fördern und Angehörige entlasten“, erläutert Sommer. Mittlerweile haben sich zwei feste Gruppen immer 14-tägig am Dienstagnachmittag etabliert.  

Zuhause abholen  

Vor den Hauseingängen warten heute bei schönstem Herbstsonnenschein die ersten beiden EinkäuferInnen in Kempens Süden: Ursula Poeten und Herman Heussen. Die Fahrt geht weiter ins Hagelkreuz und hier steigt Edith Kniese in den Bus. Die beiden Malteser stellen eine Einstiegshilfe vor die Bustür, sind beim Anschnallen behilflich und deponieren die Einkaufstaschen im Kofferraum. Los geht die Fahrt und sogleich fängt eine fidele Unterhaltung an. 

Einkaufszettel & Einkaufwagen  

Der agile Rentner Heussen startet im EDEKA Center unmittelbar mit seinem Einkaufswagen und erledigt seine Besorgungen selbständig. Der 80-Jährige Witwer hat vor einigen Jahren das Autofahren aufgegeben und bezeichnet den Service der Malteser als „nützlich, gesellig und unterhaltsam“.  

„Wir fahren gern in ein kleines lokales Zentrum mit mehreren Einkaufsmöglichkeiten unter einem Dach“, erörtert Sommer den Einkaufsort. In Kempen bietet das E-Center am Hessenring eine Apotheke, zwei Lebensmittelversorger, eine Bäckerei, einen  Feinkostwarenstand, ein Floristen- und ein Zeitschriftengeschäft mit Lotto-/Totto und gute Parkmöglichkeiten.   

Jeweils ein Malteser-Mitarbeiter holt einen Einkaufswagen für die beiden Seniorinnen: Mit Hand und Herz werden sie durch den Markt geleitet, Obst und Gemüse ausgesucht, abgewogen, Seife, Eier, Mineralwasser und Papiertaschentücher in den Einkaufswagen gelegt.  

Heute dauert das Anstehen an der Fleisch- und Wursttheke etwas länger, weil Andrang wegen eines Feiertages herrscht. „Ach, wir haben doch Zeit“, schmunzelt die 86-jährige Kniese. Die geborene Duisburgerin wohnt seit 50 Jahren im Hagelkreuz und erzählt uns von schönen Reisen nach Ibiza mit dem verstorbenen Gatten zur Silberhochzeit und zur Goldenen Hochzeit ging es sogar zum Nordkap. „Ich freue mich, dass ich trotz meiner eingeschränkten Seh- und Hörfähigkeit die verständnisvollen Malteser beim Einkauf an meiner Seite habe, da mein Sohn nur nach Feierabend oder am Samstag kann“. Zwischenzeitlich hat sich auch eine nette Freundschaft mit Herrn Heussen entwickelt und -– auch wenn sie sich nicht sehen können -– telefonieren die beiden fast täglich. Ach, da fällt Kniese noch ein, dass sie Vanillepudding und Himbeersirup haben wollte. Sofort startet Anita Bührke, um dem Wunsch nachzukommen.  

Ursula Poeten hat heute Ralf Heinrichs an ihrer Seite und lenkt den Rollator sicher durch den neu gestalteten Verkaufsraum. Die ebenfalls 86-Jährige hat ihre Einkaufsliste im Kopf. „Natürlich habe ich meine Lieblingsprodukte, aber ich lasse mich auch schon mal vom Angebot des Supermarktes inspirieren und freue mich besonders, dass die Malteser meine Einkäufe nachher in den 2. Stock meiner Wohnung tragen“. So seien auch sechs 1,5 l-Wasserflaschen kein Problem. Sie verrät uns, dass sie gerne „verkauft“ und über zehn Jahre im Bahnhofskiosk in Kempen gearbeitet habe.  

Jetzt geht es zur Kasse und Heinrichs legt die Einkäufe auf das Transportband. „Wir sind Vertrauenspersonen und helfen auch beim Abzählen des Geldes“, erklärt der Krefelder und wirft außerdem einen prüfenden Blick auf den Kassenbon.  

Gemütlichkeit zum Abschluss 

Bevor es nach Hause geht, treffen sich alle zum Kaffeeplausch im Sitzbereich der Bäckerei. Dabei haben die geschulten Ehrenamtlichen ein offenes Ohr für die Wünsche und Belange der SeniorInnen und nehmen am Leben der älteren Menschen teil. „Es geht nicht allein um das Fördern der Mobilität und das eigenständige Einkaufen, sondern genauso um das Treffen und den Austausch untereinander“, erläutert Sommer. Und das Konzept funktioniert, hören wir, als berichtet wird, dass untereinander telefoniert und Informationen mit Gleichgesinnten ausgetauscht werden.   

Am Ende werden alle nach Hause gefahren und die Einkäufe bis in die Wohnung oder Küche gebracht. „Auf Wunsch legen wir die Lebensmittel auch in den Kühlschrank“, fügt Begleitperson Bührke an. In der Regel ist der Einkaufsbummel gegen 17 Uhr abgeschlossen. 

Interessierte Seniorinnen und Senioren sowie deren Angehörige können sich telefonisch unter der Telefonnummer 02152 / 9590 200 über den „Mobilen Einkaufswagen“ informieren und anmelden. Der „Mobile Einkaufswagen“ fährt dienstags von 14 bis 17 Uhr. Dieser Dienst ist kostenfrei.

Damit der Einkaufswagen auch künftig jeden Dienstag fahren kann, suchen die Malteser in Kempen noch weitere ehrenamtliche Fahrer und Begleitende (m/w/d). 

Weitere Informationen über die Malteser-Einkaufshilfe: https://www.malteser.de/einkaufshilfe